digitalisierung

Am 9. Oktober 2019, um 10.30 Uhr fand an unserer Schule im Rahmen des Netzwerkforums eine große Diskussionsrunde zum Thema Digitalisierung statt.

Danke an Herrrn Mag. Konstantinos Bitzios von schüler.gestalten.wandel für die Organisation und Moderation der Veranstaltung.
 

DI Dr. Kilian – Wien Energie

Als Data Scientist ist Frau DI Dr. Kilian mit der Digitalisierung von Großkraftwerken wie z.B.: Simmering und Müllverbrennungsanlagen wie z.B.: Spittelau beschäftigt. Dabei geht es um die Koordinierung und Auswertung von Daten. Die erfassten Daten sind die größte Informationsquelle der Anlagen. Auffälligkeiten in den Daten werden vor Ort in den Kraftwerken mit den Experten besprochen und es wird der Ursache für die Abweichungen auf den Grund gegangen. Die größte Herausforderung liege an der Datenqualität, an die aussagekräftigsten Daten überhaupt heranzukommen.

Auf die Frage, wie viele MitarbeiterInnen aufgrund der Digitalisierung bisher ihren Job verloren haben, antwortet DI Dr. Kilian: „Kein einziger. Jede Entwicklung oder Umstellung wird mit den vorhandenen Mitarbeitern durchgeführt. Sie sind immer mit einbezogen und werden geschult“.

Wien Energie habe auch mehrere Innovationsprojekte in den Produktionsanlagen gestartet. Diese hätten beispielsweise Auswirkung auf den geplanten Ausbau alternativer Energiequellen oder ein verbessertes Tankstellennetz für die E-Mobilität.

Datenschutz und Versorgungssicherheit seien bei Wien Energie eng gekoppelt. Daher sind Kraftwerke und Müllverbrennungsanlagen nicht mit dem Internet oder anderen Netzwerken verbunden, sondern autarke, streng abgekoppelte und hoch gesicherte „Inseln“, die nur von Befugten und vor Ort zugänglich sind. „Ein Ausfall oder Stillstand eines Kraftwerkes sei absolut unvorstellbar, ein No-Go,“ sagt DI Dr. Kilian.

Gerade in der Überwachung und Kontrolle setze man auch moderne Tools ein. So werden beispielsweise Kraftwerksanlagen mittels Drohnen umflogen und kontrolliert um etwaige Schäden oder Sanierungsbedarf frühzeitig und kostengünstig aufzuspüren.

 

Felix Ohswald, Gründer der Online-Nachhilfeplattform "GoStudent" führt aus, dass es wichtig sei, LehrerInnen „zukunftsfit“ zu machen. In Finnland würden dies private Firmen tun, in dem sie LehrerInnen rückmelden, was gut gemacht wurde. Auch auf seiner Online-Plattform könne herausgefiltert werden, was hilfreich ist, was weniger. So könne man eine effiziente Lernsteigerung überhaupt in Aussicht stellen und Eltern dafür gewinnen, die Nachhilfe-Dienstleistung online zu als Abo zu buchen.

Das Schulsystem im Jahr 2050 sieht er mit einer anderen Art des Unterrichts. Die soziale Interaktion werde in den Mittelpunkt rücken, weil Schule der Ort sei, wo persönlicher Kontakt und damit die Schulung von „Social skills“ durch die Interaktion mit MitschülerInnen stattfindet. Diese Kompetenzen werden nach wie vor im Beruf gebraucht. Daraus ergibt sich, dass es mehr Gruppenarbeiten im Unterricht geben wird und Fachexperten via Bildschirm zugeschaltet werden. Nach wie vor werde Allgemeinbildung bzw. ein gewisses Basiswissen wichtig sein: „Du wirst nicht beliebt sein, wenn in einer beruflichen Unterhaltung über Entwicklungen in Asien oder Afrika gesprochen wird und du nicht weißt, wo Singapur oder Johannesburg liegt. Die werden sich denken: ‚Die checkt ja gar nichts.‘ und werden sich von dir abwenden.“

Er meint auch, SchülerInnen sollten sich z.B. bei der Bewerbung den neuen Entwicklungen stellen. Konkret berichtet er von seinen Erfahrungen mit Bewerbungsschreiben und ermutigt, ein Bewerbungsvideo zur Frage „Was kannst Du für das Unternehmen einbringen?“  zu gestalten und zu übermitteln. Er sei sich sicher, damit zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.

Matthias Reder von Coinfinity, einem Kryptowährungshändler, ging auf die mangelnde Flexibilität im traditionellen Bankwesen ein. Bankdienstleistungen seien nach wie vor für Kunden kostenintensiv und werden gleichzeitig komplizierter. Nebenbei sollen Bankkunden immer mehr selbst machen, was früher von Bankangestellten durchgeführt wurde. Dabei sei es längst möglich 24/7 (24 Stunden an 7 Tagen der Woche) Transaktionen zu sehr geringen Kosten durchzuführen, wenn Internet verfügbar ist.

21 Millionen Stück Bitcoins seien weltweit verfügbar. Der Kurs setzt sich aus Angebot und Nachfrage zusammen, es gäbe 140 Exchance-Points weltweit. Bitcoin ist die erste Kryptowährung und die am längsten bestehende. Damit nimmt der Bitcoin 70% des Marktvolumens innerhalb der Kryptowährungen ein. Es seien innovative Unternehmen, die Bitcoin als Zahlungsmittel unterstützen, darunter auch renommierte österreichische wie A1, wo derzeit ein Pilotprojekt läuft. In Kürze werde es ein Gesetz geben, das regelt, wer Bitcoins kaufen und verkaufen darf. Ab 10. Jänner 2020 müssen sich auch Anbieter von Finanzdienstleistungen mit Kryptowährungen bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) registrieren lassen. Dadurch werden seriöse Anbieter besser erkennbar und durch mehr Sicherheit das Vertrauen in die Währung steigen.

Datenschutz sei in diesem Zusammenhang ein großes Thema, wobei es große Unterschiede in den verschiedenen Ländern gäbe. Während „Digitaler Zahlungsverkehr“ in China auch bedeutet, eine Cola mit Gesichtserkennung kaufen zu können - nach dem Motto: „Die wissen eh alles von mir, was soll ich verheimlichen?“, wird in der EU zum Thema Datenschutz ständig an der Verbesserung der Sicherheit gearbeitet. Wie sicher die technischen Vorkehrungen mit der aktuellen Zwei-Faktoren-Authentifizierung tatsächlich sind, werde sich weisen. Es gäbe immer Wege, Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Jedenfalls sei die derzeitige Entwicklung kompliziert und verwirrend für die Kunden.

Herr Reder ist sich sicher, dass das Smartphone noch mehr als derzeit als das zentrale Medium für moderne Kommunikation und Digitalisierung in den Mittelpunkt rückt. Sei es durch die Funktionen im „Smart Home“, als Autoschlüssel, im Zahlungsverkehr oder als Speicherort also Aufbewahrung von Bitcoins, die Entwicklung gehe in Riesenschritten voran. Reder erwartet, dass es in fünf Jahren eine Ausgabe des Bitcoins auf der Blockchain durch die EZB (Europäischen Zentralbank) gibt.

Auch über die Erwartungen der SchülerInnen an ihre zukünftigen Arbeitgeber tauschten sich die Diskussionsteilnehmer aus.

Alles in allem wurden sehr interessante und bereichernde Einblicke in die Entwicklungen der Digitalisierung in den verschiedenen Branchen geboten. Wir danken Herrn Mag. Konstantinos Bitzios von schüler.gestalten.wandel sehr herzlich für die Organisation!

 

Mag. Karin Fidler

Bildergallerie